(c) Karin Löffler

 

 DIE BRÜDER

 

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Trying To Remember How To Forget

"LP der Woche" @ Plattenpräsentation (Kurier)
Trying To Remember Die Brüder (Wiener Zeitung)
Eine Nacht fürs Chelsea (Kurier)
Der Weg nach oben (Krone)
Prominenten-Tip (W. Gröbchen / Ö3 Musicbox)
Newcomer des jahres - Die Unscheinbaren (Basta)
Genug Gründe, die Brüder zu lieben (Mailer)
Herzliche Verfechter der Zuversicht (Falter)
Die Brüder - Plattenkritik (SPEX)
Home Is Where the Heart Is (Big Beat)
Herzlich, beredt und zuversichtlich (SPEX)
Naiv, aber angenehm (Music Express / Sounds)
Ohne Frage eine sehtr gute Platte (Sounds)
Rockkarriere auf Einladung (AZ)
Die Brüder & Die Lolitas (Wr. Festwochen)

Time Is the Killer

"LP der Woche" @ Plattenpräsentation (Kurier)
Ein intelligentes Produkt (Die Presse)
Melancholie der Brüder (Krone)
Die Platten-Brüder (Ganze Woche)
Von Dümmlichkeit absetzen... Die Brüder schaffen es (Mailer)
In einem anderen Land (Kurier)
Jetzt gehts los (Ganze Woche)
Dem Underground entwachsen - 2. LP-Meisterwerk (Z-Club)
Die Brüder im Londoner Marquee (Krone)
Brüder-Show in London abgesagt (Krone)
Die Brüder bleiben vorne (Kurier)
Top Tip im U4 (Kurier)
Sanfter Weg zur Popularität (Krone)
Inside London - Die Brüder (Wiener)
Die Brüder & Marc Almond (Wr. Festwochen)
Trotz und Resignation (Kurier)

Different Kind Of Truth

Irgendwie dazwischen (Kurier)
Brüderlicher Kompromiss (AZ)

Drifters

Zeitlos gut: Die Band Die Brüder (Der Standard)
Interview Boris Worister, Die Brüder (FM4 Heartbeat / Eva Umbauer)


 

 

Nachlesen

2020

Zeitlos gut: Die Band Die Brüder

Nach 28 Jahren tritt die legendäre Wiener Band erstmals wieder auf – mit neuem Album

DER STANDARD | Karl Fluch | 29. Jänner 2020, 11:00

Der Blick zurück ist oft klarer als der nach vorn gerichtete. Dementsprechend leicht lässt sich heute zustimmen, wenn die Band Die Brüder ihr neues Album mit einem Song eröffnet, der It Was Over Too Soon heißt. 30 Jahre nach dem dritten und letzten Album hat sich die legendäre Wiener Formation nun wiederbelebt. Sie grub aus dem Archiv unveröffentlichte Aufnahmen aus und überarbeitete alte Songlayouts. Daraus entstand ein verwegen Drifters genanntes Album; am Freitag wird es im Wiener Chelsea live präsentiert.

Das Beste der Band aus den Resten der Band – das spricht schon für die Qualität dieser Verwandtschaft.

# Die Sache mit dem Demo

Die Brüder entstammten der Szene der Underground-Disco U4, als diese weit vorn dabei war. Dort spielten zu unchristlichen Zeiten große Bands ihrer Zeit – von Prince bis Nirvana –, und die DJs waren angesagte Pioniere der Platten verlegenden Kultur. Einen davon fuhr ein Freund der Band so gegen 1985 nach dem Auflegen einmal nach Hause. Im Autoradio lief ein Demo der Brüder, das erregte das Interesse des Beifahrers, und er schwatzte es seinem Chauffeur ab. Der Beifahrer war Radiomacher, ein Verführer und Ermöglicher: Werner Geier.

Am nächsten Tag liefen Die Brüder erstmals in der Ö3 Musicbox, dem wichtigsten Radioformat für aufregende neue Musik. Damit war ein Stein losgetreten. Zum ersten Konzert der Band kamen nicht weniger als 800 Besucher. Gitarrist Boris Wörister erinnert sich, dass damals ein sehr junger Peter Kruder in der ersten Reihe stand und beim Song All Those Years laut mitgesungen hat.

Das Lied stammt aus dem 1987 erschienenen Debütalbum Trying to Remember How to Forget. Die Brüder waren damals die namensgebenden Marc "Punc" und Boris Wörister, Gerrit Karobath, Gernot Butschek und Willy Brumec.

Das Album wurde in London aufgenommen und ist von der Produktion her ein Kind seiner Zeit. Ungeachtet dessen war das ein souveränes Werk. Der brüderliche Gitarren-Pop stand zwar unter dem Einfluss von britischen Melancholikern wie The Smiths, und auch die frühen R.E.M. waren als Zeitgenossen so etwas wie Brüder im Geiste. Doch man muss keine Vergleiche mit großen Namen bemühen. Diese Musik war geprägt von einem Internationalismus und einem Popverständnis, das hoch über dem Provinzmief des gängigen Kopistentums schwebte.

# 28 Jahre Pause

In ihrer kurzen Karriere verbuchte die Gruppe nicht wenige Höhepunkte: Auftritte im Marquee in London, Headliner beim Wiener Festival Big Beat, Vorgruppe bei The Cure beim Open Air im Bergisel-Stadion, Touren durch Deutschland, Festivals im damaligen Ostblock vor tausenden Besuchern.

Boris Wörister klingt unsentimental, wenn er das heute erzählt, ein wenig stolz dürfte er dennoch sein. Zu Recht: Für viele waren Die Brüder die damals beste heimische Band. Wörister ist bis heute im Musikgeschäft, lebt aber seit den frühen 1990ern in Los Angeles. Dort gab die Band vor 28 Jahren ihr bislang letztes Konzert.

Ihr Erbe hat sie in der Zwischenzeit nicht sehr gepflegt, auf Youtube sind nicht mehr als zwei, drei Songs zu finden.

# Rock-’n’-Roll-Riot

Drifters zeigt nun in einer zeitgenössischen Produktion, wie bestechend die Band sein konnte. Die Songs klingen roher, ohne deshalb an Eleganz einzubüßen. Wörister konnte tolle Hooklines schreiben, das zweite und populärste Album Time Is the Killer (1988) ist voll davon.

Die Songs von Drifters sind nun so etwas wie das Sahnehäubchen obendrauf. Das ist die gute Nachricht. Auch dass alle Konzertbesucher am Freitag das Album zur Eintrittskarte gratis bekommen, ist schön. Aber es gibt auch eine nicht so tolle Nachricht: Die Show ist ausverkauft. Vollkommen. Aber vielleicht lässt sich die Band über ein wenig Rock-’n’-Roll-Riot zu einem zweiten Gig am Samstag bewegen, am Chelsea als Gastgeber scheitert es nicht. Wie auch immer die Entscheidung ausfallen wird: Wenn es tatsächlich das Ende der Brüder sein sollte, so ist es eines on a high note. (Karl Fluch, 28.1.2020)


 

"Mentoring".
Martin Blumeau | FM4
2007

[ ...] Ein wichtiger Punkt beim Mentoring ist, dass man sich nicht verunsichern lassen darf. Denn egal, was man da tut, wen man fördert, mit wem man sich aus welchen Gründen mehr beschäftigt: es wird immer Beleidigte, solche die sich übergangen fühlen oder offen neidisch-feindselige geben. Ab einem gewissen Grad dieser (offen oder versteckt) geäußerten niederen Instinkte (die, glaube ich, bei den Katholiken auch als Todsünde gelten) kann man offen im Charakter der Neider lesen - auch eine wertvolle Erfahrung.

Mir ist dann die Geschichte der ersten österreichischen Popband modernen Zuschnitts eingefallen. Sie hießen Die Brüder, hatten eine Lebensdauer von 1985 bis 90 und waren eine Vorstudie für das, was sich heute noch auf der Suche nach dem perfekten Popsong befindet, waren Indie und Alternative, ehe es diese Begriffe noch gab. [ weiterlesen... ]

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Trying To Remember die Brüder
Die großartigste Popmusik einer österreichischen Band bis zum heutigen Tage

Wiener Zeitung
2000

1987, als der Großteil der österreichischen Popmusik wie eine Mischung aus kanadischem 70er-Jahre-Pop und billigstem Elton John-Kunsthandwerk für arme Leute klang, also ziemlich zahm und ebenso lahm, daß sie selbst der mediokren Pop-Journaille gefallen konnte, deren begnadet-tauben, treffsicheren Sinn für das Mittelmäßige man wirklich nur mit größter Mühe erdulden konnte, veröffentlichten die Brüder Wörister (Boris und Mark) ihr Debütalbum "Trying To Remember How To Forget" - die großartigste Popmusik einer österreichischen Band bis zum heutigen Tage.

Große Gefühle, schwermütige Akkorde, rebellische Attitüde - die Sprache der jugendlichen Melancholie. An den Brüdern - Marc Punc (Wörister, Vocals), Boris Wörister (Guitar, Backing Vocals), Willy Brumec (Keyboards), Gerrit Karobath (Bass), Gernot Butschek (Drums & Backing Vocals) - war aller Austro-Pop glücklicherweise vorbeigegangen; die musikalischen Einflüsse und Vorbilder reichten von R.E.M. über die Bollock Brothers bis hin zum Liverpool-Pop der Smiths und ähnlich gearteter Bands. Die bunten Blumen auf dem Cover verhüllen melancholisch angehauchten Gitarrenpop wie auch jugendlich-forsche Rebellions-Attitüden.

Boris, der ältere der Wörister-Brüder, der bei allen zehn Songs für Text und Musik verantwortlich zeichnet, war nicht nur der ruhende, ausgleichende Pol der Band, sondern brachte auch deren zärtliche, sanfte und einfühlsame Se(a)ite stärker zum Klingen. Das Leiden an der Welt wird bei ihm und seinen Songs zu einer sanften Umarmung. Sein jüngerer Bruder, Marc (Punc) Wörister wirkte dagegen wie ein ewig zorniger James Dean-Epigone aus der Wiener Vorstadt, der im Studio wie auch auf der Bühne geschickt das Tempo variierte und so die rebellisch-aufmüpfige Note der Brüder stärker in den Vordergrund rückte.

Schon der Eröffnungssong des Albums "Feet Don't Fit" gibt den musikalischen Weg vieler Stücke vor: trockene Gitarren, perfekter Rhythmus und Marc Wöristers genuiner Gesang. So folgen wahrhafte Pop-Perlen wie das beschwingte "Suddenly She's Happy Again", das dezent-melancholische "All Those Years" ("remembrance is a bad disease / she does not like anniversaries / where did she lose all those years"), das vorwärtsdrängende "Let's Pretend To Be Happy", sowie das subtil-subversive "Nothing To Be Sure Of". Songs, aufgebaut auf schlichten Ideen, die aber mit größtem Stilwillen, Klarheit des Bewusstseins und verblüffender Intensität umgesetzt wurden und heute, dreizehn Jahre später, noch so frisch wie am ersten Tag klingen.

Aufgrund der offensichtlichen R.E.M.- und Smiths-Vorliebe könnte man den Brüdern Eklektizismus vorwerfen, wäre da nicht der Brennpunkt Marc Punc: Sein rebellisches Sentiment und seine lodernde Wehmut bündeln alles, in seinem Gesang verschmelzen sämtliche Einflüsse und Anleihen zu einem großen Ganzen. So auch im Song "One Last Ray Of Sunshine", dem schönsten aber wohl auch melancholischsten Stück des Albums, das einen Sommer lang an eine erfreuliche Zukunft der österreichischen Popmusik glauben ließ.

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